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Individualisierung, Monitoring und Optimierung der Krebstherapie

Fri, 20 Apr 2018 08:43:05

Gemeinsames Anliegen der Behandler war, den Krebserkrankten auch jenseits der in Großstudien etablierten Erst- und Zweitlinientherapien individuell und methodisch klar und plausibel zu helfen. So wurden verschiedene Methoden verständlich gemacht, und in lebhaften, ergebnisoffenen Diskussionen die Differentialindikationen herausgearbeitet. Wie eindrucksvolle Fallbeispiele zeigten, können solche individuell ausgestaltete und sauber erfolgskontrollierte Behandlungen übliche Erwartungswerte durchaus auch übertreffen. So präsentierte Herr Apotheker C. Weigl die Technik und verschiedenen immuncytochemischen und molekularen Aussagen der maintrac-Untersuchung. Mit der Dynamik der im Blut zirkulierenden lebenden epithelialen Zellen bekommt der Therapeut ein Werkzeug zur personalisierten Erfolgskontrolle. Dank verlustfreier mikroskopischer Technik hat das Verfahren eine exzellente Sensitivität. Maintrac erweitert die von den bildgebenden Verfahren geforderten Aussagen für das Blutkompartiment um etwa zehn Zellverdopplungen. Wie Frau M.Sc. D. Schott zu den neuen Immuntherapien ergänzte, wird PD-L1 auf den Tumorzellen im Blut offenbar bei Strahlentherapien hochreguliert – vielleicht ein neuer Ansatz zur Effizienzverbesserung der Strahlenbehandlung. Frau Dr. M. Pizon präsentierte mit Stemtrac sogar einen spezifischen funktionalen Tumorstammzell-Assay, der binnen etwa 2 Wochen entsprechende Wirkstofftestungen ermöglicht. Dies wurde bereits auf dem letzten AACR-Kongress mit Poster und Vortrag vorgestellt.

Der Leiter der gisunt-Klinik, Herr Prof. Dr. H. Wehner, erläuterte aus seiner umfassenden Erfahrung die Bandbreite, die Möglichkeiten und Gründe für die eindrucksvolle Sorgsamkeit bei der Hyperthermiebehandlung. Bei verschiedenen Tumorentitäten können so auch in fortgeschrittenen Situationen noch Erfolge erzielt werden. Wie Herr Dr. T. Röhnisch aus München zeigte, greift auch die fachonkologische Privatpraxis für schwierige Entscheidungen zu Verfahren außerhalb von Leitlinien, um dann auch solchen Patienten noch Optionen anbieten zu können. Ein immer wiederkehrendes Thema war die Sorge für Patienten, denen anderweitig keine Hoffnung mehr gemacht worden war. Von verschiedenen Ärzten wurden gute Erfahrungen mit „metronomischen“ Verabreichungen erwähnt. In diesen Situationen können häufig auch mäßiger aber längerfristig durchgeführter Sport und spezielle Ernährungsansätze einen wichtigen Beitrag leisten, zu denen Herr Dr. K. Mosetter Empfehlungen auf wissenschaftlicher Basis beisteuerte.

Herr Dr. B.- M. Löffler stellte die Erfolge der mitochondrialen Therapie mit sehr anschaulichen Fallbeispielen dar. Herr HP E. Herzog zeigte, welche Erfolge auch mit sehr logisch begründeter biologischer Therapie erzielbar sind. Weitere Informationen konnten in anschließenden Diskussionen erhalten werden. Herr D. Lux, Arzt und Molekularbiologe, zeigte die Anwendungsmöglichkeiten der Maintrac-Methode in verschiedenen Therapiesituationen bei Tumorpatienten auf, von der Operation über die neoadjuvante und die adjuvante Chemotherapie bis zur Erhaltungstherapie. In metastasierten Situationen wünschen Hilfe suchende Patienten oft integrative Behandlungen. Ebenfalls mit Erfolgsbeispielen und positiven Erfahrungen, aber auch kritisch und sehr differenziert stellte Herr Dipl. Ing. Dr. med. H. Hümmer die Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie als ergänzende Behandlung bei Krebspatienten dar.

Die Wirkstofftestung, die den Therapeuten und Patienten helfen kann, wirksame Medikamente für die Therapie auszuwählen und unwirksame zu vermeiden, wurde von Frau Prof. Dr. K. Pachmann erläutert. Diese Testung verschafft dem Kranken Zeit und mindert unnötige Nebenwirkungen. Da sich die Krebszellen im Verlauf der Erkrankung verändern, ist es sinnvoll, bei neu aufwachsenden Tumorzellklonen jeweils aktuell zu bestimmen. Entscheidend ist die Dynamik der Tumorzellzahl. Die Strahlentherapie hat, so erläuterte Herr Dr. M. Mäurer, Universität Jena, dank modernster mathematischer und robotischer Verfahren, längst nicht mehr die gefürchteten Nebenwirkungen und kann sehr präzise entsprechend der Tumorgestalt dosiert werden. Lebhaft diskutiert wurde der Nachweis sogenannter abskopaler Effekte, wo Bestrahlungen über die lokale Anwendung hinaus auch einen Einfluss auf die Reduktion von Fernmetastasen zeigen. Redoxvorgänge spielen für Tumortherapien seit Langem eine große Rolle. Entsprechend wurden Stoffwechselwege erforscht und Therapieprinzipien erarbeitet. Sogar verschiedene Messmethoden können angewendet werden. Im konkreten Einzelfall allerdings sollte eher das Optimum einer Behandlung angestrebt werden als das Maximum. Die Rednerliste war hochkarätig bestückt, die Vorträge beeindruckten: So stellte Frau Prof. Dr. A. Albini, die ins Scientific Committee des AACR gewählt worden ist, das Potential der Polyphenole dar, deren Hauptbestandteil in Oliphenolia Hydroxytyrosol ist. Biologisch scheinen Kombinationen wichtig zu sein. Die Grundlagen dazu erläuterte Frau Prof. Dr. M. Döll, wobei klar wurde, dass für die oxidative oder anti-oxidative Wirkung verschiedener Substanzen die Konzentrationen und die zusätzlich gegebenen Wirkstoffe von großer Bedeutung sind.

Herr Dr. A. Davaroukas stellte die Erfolge der photodynamischen Therapie bei Patienten mit wenig aggressiven Prostatatumoren, die keine weitere eingreifende Therapie wünschen, aber auch an Fallbeispielen bei einigen Patienten mit metastasierten Tumoren vor. Bei chronischer Prostatitis wurde hier ein erfolgversprechender Weg entdeckt. Herr Apotheker Dr. S. Schuster machte vonseiten der Pharmakokinetik und der Medikationsinteraktionen klar, wie schwierig es ist zu bestimmen, zu welchem Zeitpunkt welche Konzentrationen der Wirkstoffe an unterschiedlichen Wirkorten zu erwarten sind und dass wir hier noch viel lernen müssen, um Aussagen für unsere Patienten treffen zu können. Anschließend zeigte Herr Priv. Doz. Dr. O. Camara sehr eindrucksvoll hervorragende Ergebnisse von Brust-Rekonstruktionen seiner Patientinnen, sowie neueste operationstechnische Entwicklungen. Herr Dr. V. Hack, Phlebo- und Lymphologe, erläuterte die Zusammenhänge zwischen Thrombosen und Krebs, über die vermehrte Thrombozytenadhäsion und dass bei atypischen Thrombosen oder Re-Thrombosen unter Antikoagulation immer an ein Tumorgeschehen gedacht werden sollte. Dieses sogenannte Trousseau´ Phänomen bietet manchmal die Chance einer frühzeitigen Tumorentdeckung. Herr Dr. U. Pachmann erklärte, wie diese erhöhte Thromboseneigung zustande kommt, sowie die Möglichkeiten der Berechnung des individuellen Thromboserisikos und wie diese Methode zur besseren Führung von Patienten unter verschiedenen Risikosituationen beiträgt.

Eindrucksvoll gelang es Herrn Dr. C. Triarico, dem Vorsitzenden der biodynamischen Landwirtschaft in Italien, die Entwicklung der Landwirtschaft über die Jahrtausende in Italien darzustellen. Herr Dr. A. Orsini, der Chefagronom der Fattoria, zeigte dann wie biodynamische Landwirtschaft in La Vialla verwirklicht wird.

„Es war eine erfolgreiche Veranstaltung“, so Dr. U. Pachmann. „Für unsere Patienten sind wir besser geworden. Gemeinsam ist es uns gelungen Brücken zu bauen von den verschiedenen sektoralen hin zu integrativen Behandlungskonzepten. Konstruktiv, respektvoll und hochkarätig war unser Gedankenaustausch. Bleibt zu hoffen, dass die Teilnehmer im Kontakt bleiben - und vielleicht auf ein Wiedersehen!“


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